Seminar Architekturtheorie
Architekten als Theoretiker: Gottfried Semper
Prof. Dr. Matthias Schirren, Sara Brück M.A.

 

   

 

 

 

Dresden, Brühlsche Terrasse,Gottfried-Semper-Denkmal von Johannes Schilling, 1891-92

 

Semper Deckenmalereien aus der Kapelle Sta. Catharina, Assisi

 

Pflichtfach/Wahlpflichtfach Hauptstudium Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bautechnik
Mi. 9.45 - 11.15, Raum 1/019, Beginn: 16. 4. 2008

 

Das Seminar widmet sich ausgewählten Schriften Gottfried Sempers (1803 bis 1879) vor dem Hintergrund seines architektonischen Oeuvres aber auch vor dem Hintergrund seiner Biographie. Hamburg, Göttingen, München, Athen, Dresden, Paris, London, Zürich, Wien und nicht zuletzt Rom, wo er an der Cestiuspyramide begraben liegt, sind die Stationen von Sempers Leben, der ein Kosmopolit des 19. Jahrhunderts war und sein theoretisches System an nichts Geringerem maß als an Alexander von Humboldts Kosmos. Entwurf eine physischen Weltbeschreibung (Erstauflage 1845) und an Georges Cuviers Das Thierreich. Geordnet nach seiner Organisation (Deutsche Erstauflage 1831 – 1835).
Die Textlektüre im Seminar soll durch die Vorstellung ausgewählter Bauten Sempers in studentischen Referaten ergänzt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zur Übernahme eines solchen Referates und zur Ausarbeitung einer schriftlichen Hausarbeit.
Erste Sitzung am 16.04.2008

Vorbemerkung und Inhaltsverzeichnis aus dem für das Seminar vorbereiteten Reader mit vier Kleinen Schriften Sempers

Dieser Reader stellt den Architekten Gottfried Semper (1804 bis 1879) als Essayisten vor. Im Mittelpunkt steht somit nicht Sempers berühmtes theoretisches Hauptwerk, das in den Jahren 1860/63 in erster Auflage und unter dem Titel Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder Praktische Ästhetik erschienen ist und das zu Recht als eines der wichtigsten architekturtheoretischen Werke des 19. Jahrhunderts gilt.
Warum wählen wir den Zugang zu Semper über das, was seine beiden Söhne Hans und Manfred 1884, im Titel der bis heute umfänglichsten gedruckten Sammlung der Gelegenheitstexte   ihres Vaters, seine Kleinen Schriften nannten?  Zunächst einmal: Auch Sempers Hauptwerk Der Stil ist schließlich ein Fragment geblieben. Der intendierte dritte Band des Stils, der eine Vergleichende Baulehre enthalten sollte und in dem Semper die Summe seiner theoretischen Beschäftigung mit der Architektur ziehen wollte, ist über einige in seinem Nachlass erhaltene Manuskripte nicht hinausgekommen. Das tut der erkennbaren Systematik der beiden erschienenen Bände zwar keinen Abbruch, muss unser Augenmerk aber von vornherein nicht nur auf das ausformulierte System selbst lenken, sondern auch und gerade auf die Intention zum Systematischen.
Zumal aus heutiger Sicht ist es sehr viel aufschlussreicher, den Theoretiker Semper beim unmittelbaren Entwerfen seiner Theorien über die Schulter zu sehen, als seinem mitunter langatmig und kompliziert ausformulierten System bis in alle Referenzen hinein zu folgen.
Indem wir auf die kleinen Schriften Sempers fokussieren, suchen wir also gleichwohl die wichtigsten Gedanken und Intentionen seiner theoretischen Beschäftigung mit der Architektur vorzustellen. Sie in den Gelegenheitsschriften aufzusuchen, bedeutet auch, sie möglichst nahe an ihrem Ursprung kennenzulernen, der bei Semper häufig genug durch den Anlass diktiert ist.
Ausgangspunkt ist uns dabei Sempers Aufenthalt anlässlich der Weltausstellung von 1851 in London. Wir übergehen also die Polychromiedebatte, in die er sich von seinem obligaten Griechenlandaufenthalt Anfang der dreißiger Jahre zurückkehrend mit seiner ersten umfänglicheren theoretischen Veröffentlichung einschaltete, etwa gleichzeitig zu seiner Berufung zum Professor für Architektur an der Dresdener Akademie. In den Schriften, die Semper knapp 20 Jahre später, nach seiner überstürzten Flucht aus Dresden und nach einem Zwischenaufenthalt in Paris anlässlich der Londoner Ausstellung verfasste, sind schon seine Erfahrungen als Lehrender eingeflossen.
Die Berufung auf eine Professur für Architektur an der damals neu gegründeten Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich konfrontierte Semper 1855 aufs Neue mit der Notwendigkeit, eine systematische Architekturlehre zu entwickeln. Seine Schrift „Über die formelle Gesetzmäßigkeit des Schmuckes“ entstand im unmittelbaren Umfeld der ersten Fassung des Stils, die noch unter dem Titel einer Kunstformenlehre erscheinen sollte.
Der Zürcher Vortrag Über Baustile (1869) schließlich ist ein Alterswerk Sempers und läßt manchen Gedankengang seiner geplanten, aber nie gedruckten Vergleichenden Baulehre anklingen.

 

Inhaltsverzeichnis des Readers:

Vorbemerkung 

9

Gottfried Semper: Wissenschaft, Industrie und Kunst Vorschläge zur Anregung Nationalen Kunstgefühles. 1852.

10

Gottfried Semper: Entwurf eines Systems der vergleichenden Stillehre. 1853.

25

Gottfried Semper: Über die formelle Gesetzmäßigkeit des Schmuckes und dessen Bedeutung als Kunstsymbol. 1856.

45

Gottfried Semper: Über Baustile. 1869.

69

Biographie

88

Abbildungen

89

 

Literaturliste

 

     

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